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Das Kapital im 21. Jahrhundert

In meiner als freiberuflich tätiger Steuerberater ja nicht gerade unbegrenzt verfügbaren Freizeit habe ich mich in den letzten Jahren sehr interessiert mit dem Mitte 2014 in deutscher Übersetzung erschienenen Werk ‘Das Kapital im 21. Jahrhundert’ des französischen Wirtschaftswissenschafters Thomas Piketty beschäftigt.

 

Dieses wirtschaftswissenschaftliche Fachbuch erregte bei seinem Erscheinen sowohl in Fachkreisen als auch in den allgemeinen Medien große Aufmerksamkeit. Insbesondere drei von jeder politischen Ökonomie umkreiste Fragestellungen, die Fragen nach der fortschreitenden Entwicklung von Ungleichheit, nach der Konzentration von Wohlstand und nach den Chancen für ökonomisches Wachstum werden von Piketty darin intensiv behandelt.

 

„Wenn die Kapitalrendite r dauerhaft höher ist als die Wachstumsrate des Einkommens und der Produktion g, erzeugt der Kapitalismus automatisch inakzeptable und willkürliche Ungleichheiten, die das Leistungsprinzip, auf dem unsere demokratischen Gesellschaften basieren, radikal infrage stellen.”

 

Extreme, insbesondere immer noch extremer werdende Formen von Ungleichheit gefährden den sozialen Frieden und unterminieren die Werte unserer Kultur und der Zivilisation.

 

„Die Ungleichung r > g sorgt dafür, dass Vermögen, die aus der Vergangenheit stammen, sich schneller rekapitalisieren, als Produktion und Löhne wachsen.”

 

„Wenn es einmal da ist, reproduziert Kapital sich von selbst – und zwar schneller, als die Produktion wächst. Die Vergangenheit frisst die Zukunft.”

 

Doch ökonomische Trends sind keine naturgesetzlichen Gottgegebenheiten. Politisches Handeln hat in der Vergangenheit ökonomische Ungleichheiten korrigiert und kann das auch wieder tun. Piketty formuliert seinen diesbezüglichen Lösungsansatz wie folgt:

 

„Die geeignete Lösung ist eine jährlich erhobene progressive Kapitalsteuer. Sie verhindert, dass die Ungleichheitsspirale sich endlos weiterdreht, während sie die Kräfte des Wettbewerbs nicht beeinträchtigt und den Anreiz zu neuer Akkumulation aufrechterhält.”

 

Reaktionen und Rückmeldungen auf die hier zum Ausdruck gebrachten Gedanken und Überlegungen würden mich sehr freuen.

Hubert Plesiutschnig, 19.07.2021